Anstatt lesen: Unterwegs hören! |
… endet im “loop of downfall”
Sie können einen Change halbherzig starten – um zu sehen was passiert. Die Ergebnisse werden höchstwahrscheinlich auch halbherzig unkontrollierbar sein. Sie können dann den “Störenfried” erschiessen (entfernen) – die Saat, vor allem Mißtrauen, ist aber bereits gesät und kann sich (unkontrolliert) ausbreiten. Es beginnt die “loop of downfall“, die Sie mit Sicherheit nicht wollten. Goethes Zauberlehrling: “Die Geister die ich rief …” trifft es sehr genau und bitte Entschuldigung für die Klarheit: “Es ist im Ansatz verkackt.” Das andere kommt dann noch etwas später (siehe Seite 3).
“Pre-Mortem” Tool?
oder “Wie da raus kommen aus dem Dilemma?”
Um es gleich zu sagen oder vorweg zu nehmen: “Es gibt kein Universal-Rezept. Und Universal-Rezept-Verkäufer sind mir supekt.” Gibt es Wege, Ansätze oder Lösungen? So ca. JA. Erste Antwort: Im Gegensatz von weiter oben: Weniger TOP-DOWN, mehr BOTTOM-UP. Zweite Antwort: “Inspect and (then) adapt” (Erst gucken, dann handeln). Mögliche Dritte Antwort: “Kleine Schritte. KVP ist kein Bremssystem (im Auto) sondern hat seinen methodischen und lernpsychologischen Sinn.” Diesen Video kommt in 0:20 und 1:03 auf den Punkt:
Guy Kawasaki, Influencer, Speaker: Conduct a Pre-mortem Meeting, Stanford e-Corner
Zeitreisen? Ein kleines Experiment
Zeitreisen? Unsinn, geht nicht – doch: Im Kopf! Um von der Zukunft zu lernen kann mit Pre-Mortems eine derartige, gedankliche Reise gemacht werden. Ich kenne diese Technik auch aus dem NLP, die dort als ‘Walking Time-Lines’ postuliert wird.
Wie geht das? Wir wagen uns für ein bestimmtes Vorhaben oder Projekt auf eine solche Reise (der Time-Line) IN die Zukunft und schauen aus einer gescheiterten Zukunft zurück. Konkret: Die mögliche Zukunft wird als “eingetreten” angenommen – als wäre sie eine Gegenwart. Von diesem Punkt AUS der Zukunft sehen wir auf das gescheiterte Projekt (zurück). Wichtig: Das Projekt IST schon gescheitert (als Fakt), da Konjunktive wie “Hätte, Wenn, Aber, -Loops” ausgeschaltet sind. Die haben hier gar nichts zu suchen.
Das ist ein Perspektivwechsel und Sie erlangen einen anderen, neuen Blick auf das Heute und die Wege ins Morgen – aus der Zukunft, denn da befinden Sie sich gerade. Optimalerweise werden Dinge sichtbar, die bei der Suche und dem Blick aus der Gegenwart verstellt oder nicht sichtbar wurden. Denken Sie an eine Kiste in einen Raum, den Sie gerade betreten. Erst, wenn Sie hinter die Kiste sehen (sich also dorthin bewegen), können Sie mit ziemlicher Sicherheit bestimmen, ob sich etwas hinter der Kiste befindet oder nicht. Und Wenn Ja, was. Aha!
Sie werden Dinge erkennen, die zuvor nicht auf dem Radar waren und können so Schlimmes vermeiden. Dann liegt dann in Ihrer Handlungsstärke, was Sie wie und wie intensiv einsetzen. Durch einen derartigen Perspektivwechsel steigt die Wahrscheinlichkeit, zukünftige Ereignisse richtig vorherzusehen, um (statistisch) ca. 30% (sagt Daniel Kahneman (einer meiner Lieblingsautoren, Nobelpreisträger; (Buch: “Schnelles Denken, Langsames Denken”))
Neues ‘Zeugs’ sehen und erkennen
Kahneman beschreibt Pre-Mortems als sein Lieblings-Tool, um für weiter reichende Entscheidungen eine validere Grundlage zu haben. Die Fähigkeit, die Vorausschau zu steigern, verbessert sich erheblich – nur durch dieses kleine, kostenlose Tool (Ihren Kopf haben Sie doch immer dabei, oder?)! Gleichzeitig sagt er auch, dass diese Steigerung nur eine Steigerung ist, kein Absolutismus oder Dogma. Der Rest kann oder muss “Heuristik” sein, um Entscheidungsvorhersagen weiter zu verbessern. Und Heuristik ist Erfahrung – und / oder bereits erworbenes Wissen.
Leider sind die Wahrnehmungen in Organisationen und Teams von einer Reihe von Effekten, die er in seinem Buch beschreibt, verzerrt. Kanemann spricht von Perception Biases und nennt es teilweise sogar “Illusion” bis “Halluzination”, denen wir uns später an anderer Stelle zuwenden. Nun, ein Pre-Mortem ist nicht nur Daniel Kahnemans Lieblingstool, auch Start-Ups wie AirBnB oder Asana nutzen diese Vorgehensweisen, um ein vollständigeres Bild zu erlangen. Diese verdienen harte Dolllar un d davo sehr viel. Genau so ist auch diese Abhandlung (incl. des obigen Bilden entstanden.)
Acht Blockaden (mit Brisanz)
Diese Liste kann nicht vollständig sein – aber ein erster und vielleicht auch guter Ansatztpunkt ist, über Falsifikation diese auszuschließen. Die hier beobachteten und dokumentierten Defekte (Blockaden) haben den Status einer These bereits eingebüßt – allein dadurch, dass hierzu bereits valides, statistisches Material vorliegt. Auf These folgt wie bekannt Antithese (die bis jetzt fast alle falsifiziert sind), um daraus(!) – NICHT vorher, eine neue Synthese zum weiteren Vorgehen zu erzeugen. (Mögliche) Lösungen bei … sind:
Eins: Verlustängste ((non-) real?
Die meisten unserer Probleme rühren von unserem leidenschaftlichen Verlangen, uns an etwas fest zu klammern, das wir fälschlicherweise als dauerhaft annehmen. — (Dalai Lama). Gehört das hier hin? Ja! Erst recht in die Agilität: Agil bedeutet flink, flexibel und beweglich zu sein, da kann festhalten an alten Prozeduren, Gewohnheiten oder gar Statussymbolen (mein Haus, mein Boot, mein Auto, mein Status) im übertragenen Sinne (sehr) hinderlich sein. ‘Fälschlicherweise dauerhaft’ ist der Defekt, denn die Ergebnisse der Evolution sind nicht dauerhaft, nur der Ablauf der Evolution selbst ist immer – dauerhaft. Sehen Sie in unsere Geschichte, was dort dauerhaft war (also sich nicht angepasst hat) – und unweigerlich verschwand. Verlustängste müssen primär erst einmal nichts mit dem echten Risiko, etwas zu verlieren, zu tun haben. Es handelt sich vielmehr um innere Verlustängste, bei denen die Gedanken ständig darum kreisen, dass man eine Person, Zuneigung, einen Job, Ansehen, Dinge, Zeugs, Sachen verlieren könnte oder sogar um die vermeintliche Gewissheit, dass man diese verlieren wird. Wichtig ist hierbei auch die Bewertung dieses Verlustes (übersteigert?). Während Menschen ohne übermäßige Verlustängste, einen möglichen Verlust als zum Leben dazu gehörend akzeptieren, kann er für Menschen mit Verlustängsten schnell existenziell werden. Für jene ist der Verlust somit die schlimmste Vorstellung und das eigene Glück hängt stark davon ab. Und wer glaubt zu wissen, dass er unglücklich werden wird, wird Widerstsand leisten.
Zwei: Zu viel (Neues) auf einmal
Die ‘Millersche Zahl’ belegt (neuere Forschungen mit bildgebenden Massnahmen stellen sogar diese in Frage), dass ein Mensch nicht mehr als 7 Dinge gleichzeitig behalten kann. Wie und warum? Jetzt kommt der Agilist / Change Agent um die Ecke und stellt alles Bekannte auf den Prüfstand, präsentiert einen prall gefüllten Werkzeugkoffer mit Tools, stellt noch komische Fragen und in kürzester Zeit soll hinten ein konkretes Ergebnis, genau SO, nur ganz anders, herauskommen. Wie fühlt sich das an? Kann man so machen, ist halt nur k…. , sagt (derb) der Volksmund. Die Abwehrhaltung ist vorprogrammiert. Was steckt drin? Fehlplanung, wobei Planung schon ein Verzerrungsfehler in sich ist (möchten Sie wissen, warum? Bitte nehmen Sie mit mit Kontakt auf.) und eine unerfüllbare Erwartungshaltung. Toxische Zutaten, um einen agilen Change zu initiieren, oder?
Drei: Unklar – Inhalt und Purpose
Es geht uns doch gut! Trugschluss. Ja, heute und jetzt, da leben sie gerade. Und Morgen? Wie geht es dem Mitbewerb, was macht der? Das Ungewohnte ist am Anfang immer ‘sperrig’, Abhängigkeiten und Ziele sind nicht klar (formuliert, da ist sie wieder: die Kommunikation …), das ganze agile Zeugs ist nur neumodischer Kram und überhaupt: Wem nützt es? Harte Antwort: Ihnen selbst, Ihren Mitarbeitern (die auch morgen recht sicher zur Arbeit gehen wollen, der Firma (die auch morgen noch existent sein will) und und und. Visionär? Nein. Denken Sie an die Musikindustrie: Spotify und Konsorten haben die CD disruptiert. Netflix und Kollegen haben Videotheken (fast komplett) verschwinden lassen. Automobil-Industrie: Da kommt ein (Mit-)Erfinder von Bezahlsystemen und baut plötzlich schicke Elektroautos (Tesla) – und seine Raketen können wieder landen – die von der NASA nicht. Die ersten autonomen Autos habe ich in Süddeutschland schon auf der Straße gesehen. Captain Jean-Luc Picard (StarTrek) und seine Helden hatte so komische Tafeln in der Hand – heute sitzen Sie Sie mit Ihrem Tablet auf dem Sofa oder im Strandkorb. Ich glaube, noch deutlicher geht es nicht. Nur so am Rande: AirBnB, eins der teuersten Unternehmen der Welt, macht in Übernachtungen echtes Geld – und besitzt kein einziges Hotelzimmer …
Vier: Bedürfnis nach Harmonie
Früher, sehr viel früher, was Streit (manchmal) tödlich. Wer streitet, wurde erschlagen. Zum Glück ist ein Konflikt heute (nur) bedrohlich. Die Emotionen haben wir aber von damals nach heute ‘gerettet’ und die stehen uns richtig erfolgreich – im Weg. Das ist das Harmoniebedürfnis, gerade im Umgang mit Kollegen bei der Arbeit. Auch hier steckt so ein bischen das Omerta-Dilemma drin. ‘Ich sage Dir nicht, welche Fehler Du gemacht hast – dafür hast Du mich lieb und lässt mir meinen Frieden.‘ Kann so Evolution funktionieren? Die genau davon lebt, dass mal eine Ecke mit klarer Kommunikation rund gefeilt wird? “Harmonie ist die Pinkelpause der Evolution.” Ein Würfel rollt nicht den Berg runter – eine Kugel schon. Konflikte habe auch Elemente von Macht, Status (‘Ober’ sticht ‘Unter’), Freiheit und (verd(r)eckten) Zielen zu tun. Das ist dann ‘Politik’ und wird auch gerne ‘hidden Agenda’ genannt. Was meinen Sie: Kann es Harmonie geben, wenn eine hidden Agenda aufgedeckt und möglicherweise ‘Post Truth‘ (Auf Deutsch: (ungefähr) ‘Jenseits der Wahrheit’)’ im Spiel ist? Toxisch, so wird das nichts mit Vertrauen (als Basis eines harmonischen Zusammenarbeitens.) Ich plakatiere hier nicht das Harmoniebedürfnis als solches, welches sehr tief evolutorisch verwurzelt ist, sondern den kleinen Kreis drum herum und wie es erzeugt oder vernichtet werden kann.